Das Schatzmuseum von Chiavenna wurde zum ersten Mal 1957 eröffnet. Nach einer gründlichen Renovierung und Umgestaltung wurde es den Besuchern 1998 wieder geöffnet.

Das Museum gehört der Stiftskirche San Lorenzo, einer Pfarrkirche, die ihren Ursprung möglicherweise schon im 5. Jh. hat und seit dem 10. Jh. in den Dokumenten erwähnt wird.

Viele der im Museum ausgestellten liturgischen Gegenstände sind eine Spende von Auswanderern, die sich in den fernen Emigrationsortschaften zu Verbänden zusammenschlossen und ihren Dorfkirchen in der Heimat mit ihren Ersparnissen wertvolle Kunstwerke als Danksagung schenkten. So bewahrt das Schatzmuseum eine Fülle von historischen und künstlerischen Glaubenszeugnissen, denen Generationen von Gläubigen in den Jahrhunderten beigetragen haben.

SEHENSWERT

Die “Pace” von Chiavenna

Die "Pace von Chiavenna“ ist eines der wichtigsten Meisterwerke der mittelalterlichen Goldschmiedekunst.

Umschlag eines Evangeliars oder Deckel für seine Aufbewahrung, stammt aus dem XI Jahrhundert (1030-1090). Er wurde erstmals 1485 in einem Inventar der Stiftskirche erwähnt. Besteht aus 25 Goldplättchen auf einem Nussbaumbrett, verziert mit Edelsteinen, Perlen, Kameen, zahlreichen Emaileinschlüssen und goldenen Filigranarbeiten.

Auf vier der aufgesetzten Goldplättchen sind die Symbole der Evangelisten dargestellt.

Liturgische Gegenstände

Im Museum sind wichtige Kunstwerke sowie antike und wertvolle liturgische Geräte und Gewände zur Schau gestellt. Dem Stil nach reichen diese Kunststücke von der Romanischen Zeit bis zum 18. Jh.

Zwei Prozessionskreuze aus Kupfer, Ende 12. Jh., stammen aus Villa di Chiavenna (vergoldet) und Santa Croce di Piuro. Eine Sammlung von Kelchen dokumentiert die Entwicklung der Kunst ab der zweiten Mitte des 15. Jhs.

Weitere liturgische Silbergeräte gehören der Stiftskirche San Lorenzo: ein Weihwassereimer aus Silber, 16. Jh.; zwei Ampullen in einem Silberbehälter, 18. Jh., und mehrere Reliquiaren.

Holzstatuen

Die im zweiten Saal ausgestellten Holzstatuen stammen aus dem 15. bzw. 16. Jh. Sie wurden vor allem in deutschen oder jedenfalls in nördlich der Alpen beheimateten Werkstätten hergestellt.

Bemerkenswert die Muttergottesfigur von Ivo Strigel aus Memmingen (Deutschland), eine im Jahre 1495 aus Lindenholz geschnitzte Statue.

Ursprünglich mussten einige dieser Holzfiguren zu Flügelaltären gehören, die später auseinandergelegt wurden.

Liturgische Gewänder

Geschichtlich und künstlich ist das Messgewand von Piuro das großartigste der vielen kostbaren Paramente des Museums. Es ist eine Spende der Familie Lumaga aus dem Jahr 1586 für die dortige Stiftskirche.

Zwei Jahre nach dem gewaltigen Bergrutsch von 1618, der die ganze Ortschaft Piuro mit ihren fast 1000 Einwohnern vernichtete und begrub, wurde dieses Messgewand bei Ausgrabungen wieder ans Licht gebracht.

Eine Sammlung liturgischer Musikbücher

Das Antiphonar mit musikalischen Angaben (Neume-Akzente) stammt aus romanischer Zeit, 11. Jh., und zeigt Akzente, welche die Handbewegung des Chorleiters symbolisieren.

Im ersten Saal ist ein Inkunabel vom Ende des 15. Jh. ausgestellt, als die Drucktechnik noch sozusagen „in der Wiege“ war und die Anfangsbuchstaben noch von Hand gemalt wurden.

Daneben befindet sich ein Graduale von 1674 und ein Antiphonar aus dem Jahre 1770.

Ölgemälde

Im Schatzmuseum sind bedeutende Ölgemälde von Malern der Region aus dem 16-18. Jh. aufbewahrt. Unter anderem jene, die Giovan Battista Macolino dem Älteren aus Gualdera im Val San Giacomo zugeschriebenen werden.

Weitere Gemälde sind von den Gebrüdern Recchi aus Como und von der Luini- bzw. Ferrarischule ausgeführt worden.